Samstag, 10. April 2010

Trivia: Starbucks-Romance

Wie sich vielleicht schon herumgesprochen hat, verbringe ich meine freie Zeit in Subang Jaya gerne im Starbucks im Carrefour-Gebäude. Warum das so ist, dazu habe ich mehrere Theorien. Eine besagt, dass es einer der Orte ist, an dem sich westliche Besucher, Touristen oder Studenten am ehesten zu Hause fühlen  (nicht zuletzt auch weil die Preise hier weit über dem malaysischen Durchschnitt liegen). Das würde auch die hohe Anzahl der Ausländer in den hiesigen Starbucks-Filialen erklären. Eine andere Theorie besagt, dass ich mich hier so wohlfühle, weil es das einzige Unternehmen in der Gegend ist, dessen Unternehmenskonzept annähernd die Kaffee-Menge, die ich zu Hause konsumiere, in Betracht zieht. Und wieder eine andere besagt, dass ich hier so gerne bin, weil es durchschnittliches Internet für lau gibt.
Nun verliefen meine bisherigen Starbucks-Besuche eigentlich immer ereignislos ab: Vanilla Latte mit Extra-Shot Espresso, nach draußen setzen, bloggen oder surfen und wenn es langsam dunkel wird zurück in das Apartment um die Ecke. Nur ein Besuch hat mich bisher zum Nachdenken wie auch zum Schmunzeln gebracht.
Und von diesem möchte ich hier mal in der Trivia-Sektion berichten:

 Es war schon in einer meiner ersten Wochen hier, als ich beim Betreten des Outlets eine ungewöhnlich laute Gruppe Gäste an einem Tisch im Außenbereich wahrnahm. Drei Männer und eine Frau gestikulierten, sprachen laut und lachten unentwegt während sie ihren Kaffee tranken. Ganz besonders auffällig unter ihnen war ein Typ, dessen Style den britischen Indy-Look mit einem leicht femininen Touch mixte. Ich weiß, ich muss vorsichtig bei meinen Umschreibungen sein, da „political correctness“ in deutschen Landen wie auch im World Wide Web groß geschrieben wird, aber seine Bewegungen entsprachen nicht gerade einem männlichen Stereotyp. Da ich auch verschiedenen Unterrichtsdiskussionen weiß, dass Homosexualität in Malaysia immer noch ein großes Tabu-Thema ist (dazu vielleicht mal in einem anderen Post etwas mehr), habe ich den jungen expressiven Mann mal hin und wieder im Augenwinkel beobachtet: Er machte den Laden hüftenschwingend zu seinem Catwalk und legte bei seinem Weg die Treppe hoch in den zweiten Stock des Gebäudes elegant den "sterbenden Schwan" hin.   Auch sonst ließ er sich in seiner leicht übertriebenen Gestik nicht viel von seinen Freunden sagen oder zeigen.

Joshua war eine echte Diva, wollte man sagen, wie man ihn so durch den Starbucks schlendern sah. Joshua?! Woher ich seinen Namen weiß? Das ist doch die Pointe der Geschichte: Als er und seine „Gang“ nämlich den Laden verließen, waren noch etwa 15 andere männliche Gäste anwesend. Aber nur einer hatte einen kleinen weißen Zettel mit Joshua‘s Email-Adresse auf seinem Tisch liegen: Ich! Hätte ich der Vorlesung „Stochastik“ besser aufgepasst, würde ich euch jetzt die statistische Wahrscheinlichkeit anhand eines mathematischen Modells darlegen können. Aber ich denke, die Nachricht ist klar: „What are the odds?!“

Wäre ich intolerant gegenüber Homosexuellen, würde ich diesen Beitrag gar nicht erst posten oder mich nicht aktiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Ich hätte mir auch keine weiteren Gedanken gemacht, wenn ich in Köln wohnen würde oder meine Außenwirkung mich nicht schon das ein oder andere Mal in derart missliche Erklärungsnöte gebracht hätte. Die entscheidende Frage, die sich vermutlich viele männliche Leser an meiner Stelle auch fragen würden, ist doch letzten Endes: Warum liegt da nicht auch einfach einmal eine Email-Adresse von einer weiblichen Starbucks-Kundin? Für Erklärungsversuche oder Anregungen bin ich jederzeit gerne zu haben. Vielleicht suche ich mir auch einfach mal eine Typ-Beratung bei Bruce Darnell.

Auch ich bin nach diesem Ereignis aktiv geworden: Ich habe mein enges schwarzes T-Shirt für die nächsten Wochen erst einmal aus meinem Kleiderschrank verbannt.

ChK

Die Trivia-Kategorie ist eine Neuerung in meinem Blog. Hier findet ihr ab sofort gelegentlich Einträge, die nicht im direkten Kontext zu meinem Aufenthalt hier in Malaysia stehen. So zum Beispiel, kleine Geschehnisse, die ich beobachtet habe, witzige Fotos oder einfach nur Dinge, die mir auch überall sonst auf der Welt hätten passieren können. Bottom Line, Dinge, die euch auf jeden Fall interessieren, wenn nicht sogar zum Lachen bringen.

1 Kommentar:

  1. 1 zu 15... das sind 6.6666666 % :-D
    aber immerhin nimmst du es mit humor^^

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