Freitag, 26. März 2010

No need to butter the floor


Erst den Teaser senden und dann keinen Beitrag nachlegen – eine Praktik, die auch im Radio nicht gut ankommt. So habe ich es hier aber auch schon gemacht. Und zwar im Bezug auf die meine Mitbewohner-Struktur in Apartment C-11-02. Aber weil auch das Controlling zu meinem investigativ recherchierten Beitrag „C-11-02“ stimmen muss, hier nun die Aufklärung.


Roommate I

Ich nenne ihn „Vincent“, zumindest in meinem Kopf. Leider gibt es nur eine 50/50-Wahrscheinlichkeit, dass er auch wirklich so heißt, da mein Gehirn leider immer noch nicht in der Lage ist asiatische Namen zu verarbeiten. Er hat mir seinen Namen bei unserer ersten Begegnung gesagt, allerdings könnte das ganze in Schriftsprache auch so aussehen: Win Song oder Wing Son oder so ähnlich. Vielleicht werde ich es noch rausfinden.
Unsere erste Begegnung fand in der Tat erst etwa zehn Tage nach meiner Ankunft hier im Apartment statt. Da ich während des chinesischen Neujahrsfestes hier eingetroffen bin, war er noch über die Feiertage bei seiner Familie. Daher gehe ich davon aus, dass er nicht allzu weit weg wohnt. Er ist noch im ersten Semester am INTI College Subang Jaya (also das College neben meinem) und hat eine Menge zu tun mit seinem Business-Studium. Warum ich auch nach einem Monat hier immer noch so viele spekulative Formulierungen verwenden muss. Dazu gleich mehr.

Aber eigentlich ist „Vince“, wie ich ihn im Folgenden einfach mal nennen werde, der perfekte Mitbewohner bzw. ein Mitbewohner wie ich ihn mir immer gewünscht habe. Bevor ich hier angereist bin, hatte ich ernsthafte Sorgen mit jemandem das Apartment teilen zu müssen, der ausgesprochen penibel und neurotisch in Bezug auf Ordnung und Sauberkeit ist. Aber gerade hier gibt es nicht das geringste Konflikt-Potential zwischen uns beiden. Er verteilt seine Sachen gerne in der ganzen Wohnung, vergisst das Licht auszumachen, wenn er den Raum verlässt, lässt seine Wäsche auch mal ein paar Tage im Trockner und tut eigentlich alles, was ich auch so alles im Haushalt mache (über „falsch“ oder „richtig“ möchte ich hier keine Wertung lesen müssen). Er ist sogar mental ebenso zuverlässig wie ich. In unserer ersten Woche zusammen in der Bude hat er sich aus seinem Zimmer ausgesperrt und musste drei Stunden warten bis der Typ mit dem Schlüssel vorbeikam. Wenn ich anhand dessen über ihn urteilen müsste, würde ich sagen: Verpeilt! Sehr sympathisch. Hat mich doch sehr stark an die zahlreichen Momente erinnert, die ich zu Hause vor der Wohnungstür stand und Schlüssel, Handy oder Portemonnaie vergessen hatte.
Nur leider finden „Vince“ und ich menschlich und ich nicht auf eine Ebene. Es ist nicht so, dass wir streiten würden. Es ist eher so, dass wir uns gar nicht sprechen – als wären wir schon 40 Jahre verheiratet.  Aber ich habe anscheinend hier in Subang Jaya den einzigen Menschen gefunden, der noch mehr auf seine Privatsphäre steht als ich. Kommt er nach Hause, höre ich nur die Zimmertür kurz zufallen und sehe ihn vielleicht noch am nächsten morgen, wenn er den Bus im letzten Moment erwischt. Selbst wenn ich mich mit Notebook in den gemeinsamen Bereich setze, geht er knappe fünf Mal auf dem Weg zum Kühlschrank an mir vorbei ohne ein Wort zu sagen (Versuchsaufbau und -Verlauf waren wirklich so wie hier beschrieben).  Wenn wir uns mal sehen, stelle ich meistens fragen. Ob zum Apartment (Müll, Alarmanlage, Waschmaschine, etc.) oder zu seinem Tag oder Studium, irgendwie verlaufen unsere Gespräche immer sehr kurz und knapp und enden in peinlichem Schweigen. Ich weiß, dass meine Small-Talk-Skills schlecht sind,  aber wirklich sooo schlecht …

Aber mit ihm hat sich auch das Rätsel um die potentielle Mitbewohnerin erübrigt. Einmal in der Woche stehen ein paar Damenschuhe vor Tür, was bedeutet, dass seine Freundin zu Besuch ist. Ich habe sie noch nicht einmal persönlich gesehen, aber irgendwie läuft die Dusche ständig, wenn sie da ist. Da kann ich mir aber irgendwie keinen Reim drauf machen. Vielleicht kann mich da mal jemand mit der Kommentar-Funktion erleuchten. ;-)


Roommate II

… ist erst vor etwa zwei Tagen eingezogen. Nadir kommt aus Nigeria und ist nur für einen Monat hier, weil er noch eine Klausur für sein Bachelor-Degree nachschreiben muss, ehe er sein Master-Studium beginnen kann. Auch er ist ein Business-Student und obwohl er erst seit 48 Stunden Teil dieser WG ist, habe ich mit ihm schon mehr Worte gewechselt als mit Mister V in einem Monat. Seine Statur gleicht ein bisschen der von Shaquille O’Neill, was ein bisschen einschüchternd wirken kann. Heute Mittag ist er mir in der Küche in einem langen weißen Gewandt entgegengekommen – sehr beeindruckend. Vielleicht wohne ich ja mit dem Prinzen irgendeines afrikanischen Stammes zusammen. (Naja, das klingt jetzt ein bisschen wie aus einem Eddie Murphy-Film und ist statistisch eher unwahrscheinlich.)
Was Haushalt und Kommunikation angeht, kann ich aber von ihm noch nicht allzu viel berichten. Aber ich melde mich, wenn es etwas zu berichten gibt. Er hat übrigen das Doppelzimmer ohne Bad neben meinem Zimmer bezogen, was bedeutet, das ich immer noch alleine in meinem „Master-Bedroom“ bin – was hoffentlich auch bis Ende meines Aufenthalts so bleibt.


Und damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen. Wenn mir hier einer dumm kommen sollte, gibt es im Internet jede Menge Tipps und Beratungs-Angebote. Meine Lieblingsanlaufstelle war in den letzten Tagen youtube.com


Ich hoffe, ihr habt auch so herzlich gelacht wie ich. Also bis denne.
ChK

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