Sonntag, 28. März 2010

KL – Erster Versuch

In dem Beitrag “KL calling – The answer is somewhere in my head”, habt ihr eine fiktive Einführung in Gefühls- und Gedankenwelt eines Kuala-Lumpur-Touristen bekommen. Ich würde Euch gerne erzählen, dass diese Figur frei erfunden ist oder die Story von jemandem geklaut ist, den ich im KTM Kommuter getroffen habe. Aber leider ist die Figur doch sehr stark an mich angelehnt.
Um zum Wesentlichen zu kommen: Ja, ich habe mich in KL verlaufen und bin die erste Hälfte des Tages in dieser riesigen Stadt herumgeirrt. Und ja, mein Tag (als Tourist) endete wirklich noch an den Petronas-Twin-Towers. Diese zwei Aspekte meines Tagesausflugs sind aber lediglich Anfang und Ende eines sehr witzigen und interessanten Tages. Was zwischendurch so passierte, das könnt ihr nun hier nachlesen.


Die Anreise im KTM-Kommuter war wirklich die Hölle. Es war so warm, dass sogar die Luft, die bei den acht Haltestellen von draußen hereinströmte, eine echte Abkühlung war. Dabei ist nicht zu vernachlässigen, dass die Außentemperatur an diesem Tag bei geschmeidigen 35 Grad Celsius lag. An der Haltestelle KL-Sentral angekommen, hat mich dann auf der Straße ein sehr freundlicher Inder angesprochen und mir beigebracht wie ich in KL eine Straße überquere (schnell, rücksichtslos und wild gestikulierend). Weil er so nett war und ich ja ein bekannter Menschenfreund bin, habe ich ihm dann noch ein hässliches und überteuertes Souvenir abgekauft (versteht mich nicht falsch. ich habe den Preis um 40Prozent heruntergehandelt). Ich bin mir nicht sicher, wem ich das in Deutschland mitbringe. Bewerbungsprozess läuft noch. Wer mir hier virtuell dumm kommt, ist also ganz vorne mit dabei.
Im Allgemeinen war die Marco Polo-Karte von Kuala Lumpur nicht zu gebrauchen. Wenn die sich wenigstens mal die Mühe gemacht hätten, ein paar Banken einzuzeichnen hätte ich mich einwandfrei zu Recht gefunden. In dieser Stadt hat sich so ziemlich jede malaysische und ausländische Bank mit einem riesigen Wolkenkratzer niedergelassen. Jedenfalls habe ich bei Burger King zwei deutsche Backpacker getroffen (Die eine kam aus Münster, der andere war aus München), die ich freundlich bat mir zu zeigen, wo auf dieser Karte ich mich denn gerade befinde. Von den beiden hatte ich dann die Idee mit dem Fluss. Riesen Aktion, da es ja bekanntlich der falsche Fluss war. Aber das bestätigt ja nur meine These, dass die Karte unbrauchbar war. Dennoch stellt sich für mich die Frage, ob die beiden wohl den Weg zurück zu ihrem Hostel gefunden haben.
Wie ich dann so eine Stunde den falschen Fluss entlang lief, kam ich nach und nach in immer ruhigere Gefilde. Es ist mir aufgefallen, denn eigentlich ist im Zentrum dieser Fünf-Millionen-Stadt immer Remmidemmi. Busse, Taxen und jede Menge Menschen verursachen eine wahre audio-visuelle Reizüberflutung - auf jeden Fall ein schönes Erlebnis. Wie ich also immer weiter in den ruhigeren Teil dieser Stadt vordrang waren auch plötzlich wieder alle Straßen ausgeschildert. Leider nur vor meinem Auge, nicht auf meiner Karte. Als ich dann in eine nahegelegene Trainstation ging und eine Karte mit einem “Sie sind hier”-Sticker fand, war ich gerettet. Es stellte sich heraus, dass ich meinen Spaziergang viel östlicher gemacht hatte, als angenommen. Was aber auch sein Gutes hatte: Ich war auch schon viel nördlicher als erwartet, was im Umkehrschluss bedeutete, dass ich nur knapp 200 Meter von den Petronas-Twin-Towers entfernt war. Und auf dem Weg den zu den Towers habe ich dann auch das malaysische Touristenzentrum gefunden und mir eine neue Karte besorgt. Also Alles in Allem war es dann doch noch eine Art Happy End. Die Twin-Towers sind wirklich beeindruckend, auch wenn ich nicht mehr hochfahren konnte. Seht selbst.



Weil das aber nur ein Teil des Tages war, der dann noch ein bisschen  länger andauerte, kommt noch ein bisschen was:

Vor den Twin-Towers angekommen, wollte ich natürlich auch ein Foto von mir und diesem monströsen Gebäude haben. Also habe ich eine nette Dame gefunden, die ein Foto von mir gemacht hat. Auf die Frage „Where are you from?“ hat sie dann tatsächlich „Germany“ geantwortet. Und das ist eigentlich der Moment, in dem man realisiert, dass man gerade tatsächlich fünf Minuten Englisch mit jemandem gequatscht hat, dessen Muttersprache eigentlich „Deutsch“ ist – leicht peinlich für beide Seiten. Sie kam aus Hamburg, ihre Freundin aus Berlin und ihr Freund aus Hannover.  Mit dem Herren aus Hannover habe ich dann noch ein bisschen gequatscht. Während die beiden Frauen nämlich nur auf Stippvisite in Malaysia waren, arbeitet Sebastian für über ein Jahr in Kuala Lumpur, als Trainee bei der Continentale. Es war eigentlich ganz interessant und angenehm mal wieder ein paar Minuten deutsch zu quatschen. Weil er als Austausch-Schüler 2004 bereits einmal in Malaysia war, konnte er mir auch noch ein bisschen über KL und die nähere Umgebung erzählen.

Mein Highlight des Tages war aber Dani, ein malaysischer Student. Als ist es nicht schon ungewöhnlich genug, dass man mit jemandem , den man an einem kaputten Getränkeautomaten in der U-Bahn trifft auch noch Essen geht, ist Dani auch noch einer der neugierigsten Menschen, den ich je kennen gelernt habe.
Ich war bereits auf dem Heimweg Richtung Subang Jaya, als wir  im Zug etwas gequatscht und spontan entschlossen haben etwas essen zu gehen. Er wollte vieles über Deutschland wissen und hat mir im Gegenzug auch vieles über die malaysische Kultur erzählt und tiefgehend erklärt. Dabei hatte er eine gute Diskussionsgrundlage, da er bereits mit zwei Deutschen (OK, es waren Bayern, aber geographisch ist das zutreffend), einem Österreicher, einem Polen und drei Amerikanern zusammengewohnt hat. In einem kleinen indischen Restaurant in Kuala Lumpur habe ich also alles über Einwohnerstruktur, Sprachbarrieren, den weißen Mann als Statussymbol, soziale Trends und Probleme Malaysias erfahren.  Er möchte nach seinem Studium der Kommunikationswissenschaften ein Buch über die zwei Gesichter Malaysias schreiben. Auch wenn er mit dem Werk noch nicht begonnen hat, würde ich hier ganz gerne schon einmal die Werbetrommel dafür rühren – ich denke, das Buch wird sich lohnen.
Er selbst kommt eigentlich nicht aus KL. Er ist in einem kleinen Dorf am Meer aufgewachsen. Irgendwann in den nächsten Wochen will er mich mal mit dorthin mitnehmen für ein Wochenende. Das wird bestimmt cool. Wir schreiben auch hin und wieder SMS. Leider hatte ich dieses Wochenende schon etwas anderes vor.
Jedenfalls war diese Begegnung mit meinem mentalen Touristenführer bis dahin das Highlight meines Malaysia-Aufenthalts. Allerdings ist diese Woche noch einiges passiert. Deshalb muss ich die nächsten Tage vielleicht mal ein bisschen rein klotzen, damit ihr daheim wirklich up-to-date bleibt.

Ich bin gebeten worden, auf mein obligatorisches Jimmy-Breuer-Zitat zu verzichten. Also heute nur:

ChK

4 Kommentare:

  1. Danke! :-) zu gütig, palmito.

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  2. die großen türme lassen dich ja ziemlich klein aussehen :-D aber als weißer mann hast du ja drüben anscheinend noch die allerbesten chancen:-D

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  3. Deine Kommentare könnten auch enden mit:
    "Salut" mit doppel "ü".

    Gruß
    Mama
    PS: Hab versehentlich mein Google-Konto gelöscht.

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